Festreden 25 Jahre Wagner Forum Graz

Festveranstaltung 25 Jahre Wagner Forum Graz
Ehrenvorsitz an Dipl.-Ing. Heinz Weyringer
am 14. Februar 2020 in der Orangerie der Grazer Burg

Eröffnung durch den Vorsitzenden des Wagner Forum Graz, Dr. Alexander Singer

Liebe Festgäste, liebe Mitglieder!

Wenn ich Sie nach der soeben erlebten Fotostrecke über das vergangene Geschehen im Wagner Forum zu unserer Festveranstaltung begrüßen darf, können Sie feststellen, dass die Zeit, wie es im „Rosenkavalier“ so schön heißt, „ein sonderbar Ding“ ist.

Mag der Termin dieser Veranstaltung auch eine zufällige zeitliche Koinzidenz haben, findet sie doch an einem 14. Februar statt, sohin einen Tag nach dem Todestag unseres Namensgebers Richard Wagner (dem 137.) und einen Tag vor einem runden Geburtstag des heute Geehrten, Heinz Weyringers (des 80.), so sehen wir doch alle, dass wir in den 25 Jahren seit der Gründung des Wagner Forums nicht jünger geworden sind.

Mit großer Freude darüber, dass Sie unserer Einladung so zahlreich gefolgt sind, darf ich Sie alle herzlich begrüßen, besonders aber seitens des Landes Steiermark Frau LAbg. Univ.-Prof. Mag. Dr. Sandra Holasek, in Vertretung des Herrn Landeshauptmanns Hermann Schützenhöfer, Herrn Kulturstadtrat Dr. Günter Riegler, in charmanter Begleitung, und, ebenfalls in Begleitung, den – ich hoffe, ich kann es nach seiner Novemberwahl in Venedig noch so bezeichnen – frisch gekürten Präsidenten des Richard-Wagner-Verbandes International Rainer Fineske.

Ebenfalls begrüße ich herzlich die Intendantinnen der Oper Graz, Nora Schmid, und des Schauspielhaus Graz, Iris Laufenberg. Ein weiterer Intendant, unser Mitglied Michael Schilhan, wird ja an diesem Abend noch eine nicht unbedeutende Rolle als Moderator spielen. Darüber hinaus begrüße ich unsere Stipendiatin 2017, die uns wohlbekannte Marlene Hahn, Dramaturgin an der Oper Graz.

Mein besonderer Dank für ihr Kommen gilt unserem Ehrenmitglied Altbürgermeister Alfred Stingl, der als Laudator auftreten wird, und (last but not least) natürlich dem Geehrten selbst, Heinz Weyringer mit seiner Familie, sowie allen anwesenden Mitgliedern und Gästen.

Nun haben Sie bereits der Fotostrecke entnommen, dass die Welt sich weiterdreht, das Wagner Forum nicht vor zwei Jahren, bei Heinz Weyringers Rücktritt als Vorsitzender, geendet hat und wir weiterhin ein reges Vereinsleben an den Tag legen. Diverse Schandtaten in den Fotos – wie der Nestroy’sche (aus „Talisman“) Blondin Klaus Florian Singer (immerhin besser als Florian Singereisen) oder der Herr mit der blauen Zunge, der Albert Einstein sonst in keinster Weise das Wasser reichen kann – werden gnädig toleriert.

Auch wenn wir uns heute einem sehr ehrwürdigen Geburtstag nähern, sollen wir keineswegs aus den Augen verlieren, dass wir uns der Jugendförderung verschrieben haben. Vielleicht sind daher selbst in einer solchen Feierstunde kritische Worte angebracht, dass wir alle älter geworden sind und daran denken sollten, uns nicht einmal selbst abzuschaffen. Insofern werfe ich eines meiner bösen Lieblingszitate in die Runde, aus Otto M. Zykans „Der Zurückgebliebenen Auszählreim“: Es soll uns nicht nach diesem Motto ergehen: „Die Lücke, die ihr hinterlassen werdet, wird euch restlos ersetzen.“

In Bewegung zu bleiben hat nicht nur Vorteile, was mir beim soeben in der Generalversammlung erstatteten Vorhabenbericht bewusst geworden ist. Was wir bis ins Jahr 2022 vorhaben, kann ich eigentlich noch gar nicht sagen. Vielleicht wird der kleine goldene Herr – Herr Ludwig van – neben dem Herrn in Nachtblau – „Giant Richard“ – alsbald auch eine gewisse Rolle spielen.

Was ich jedenfalls sagen kann, ist, dass das Wagner Forum Graz den aus seinem Geist geborenen, schon lange den Kinderschuhen entwachsenen Ring Award weiterhin tatkräftig unterstützen wird, sollte dieser – in welcher Form auch immer – bestehen bleiben, was sehr zu hoffen ist.

Sie werden sich wundern (manche unter uns haben ein schwarzes Sturm-Herz), dass ich hier die „philosophische Lichtgestalt im Traineramt“ Ivica Osimbemühe, aber sowohl Sport als auch darstellende Kunst funktionieren nach dem Motto „panem et circenses“. Ivica Osim hat seinen Fußballern eingebläut, dass sie groß denken müssen, und so ist in Graz seinerzeit etwas entstanden, was einen Fußballverein unter „die letzten 16 in Europa“ gebracht hat. In diesem Sinne müssen wir auch neben dem üblichen Vereinsprogramm groß denken. Aus diesem Grund habe ich z.B. den Versuch, die Bayreuther Kinderoper nach Graz zu führen, nicht aufgegeben. Frei nach dem Motto „Wenn ein Gedanke einmal in den Köpfen ist, dann kann man weiterhin an dessen Verwirklichung arbeiten“, gegebenenfalls ihn optimieren. Dass sich dieses Projekt heuer als zu wenig partizipativ nicht verwirklichen ließ, soll ein Ansporn sein. Freilich, zur budgetären Realisierung braucht man auch vernünftige Bremsen, sonst geht es uns so, wie es dem Grazer Fußball wenige Jahre nach dessen Glanzphase ergangen ist.

Wer mich aber kennt, weiß spätestens seit der Realisierung der Gedenktafel für Luigi Dallapiccola im Galeriefoyer der Grazer Oper, dass ein langer Atem durchaus zu meinen Charaktereigenschaften zählt. Das Resultat erscheint mir schöner als die ursprünglich angedachte Verwirklichung.

Weiters stehen wir auch in der Zukunft dafür ein, dass wir uns zwar unserem Namensgeber Richard Wagner verpflichtet fühlen, aber weit über diesen hinausgehen und uns als zeitgenössischer Faktor im steirischen Kulturleben verstehen, weswegen auch das heurige Gedenkjahr – 75 Jahre seit Kriegsende – nicht spurlos an uns vorübergehen wird.

Jetzt werden Sie vielleicht meinen, dass solche Worte in Gegenwart des Präsidenten des RWVI kühn und vermessen sind. Ich gehe allerdings (ohne datenschutzrechtlich zu sehr in den juristischen Fettnapf treten zu wollen) bei jemanden, der in seiner E-Mailadresse nicht nur den Komponisten Wagner, sondern auch Verdi anführt, davon aus, hierfür Verständnis zu ernten.

Dieses Verständnis hebt uns auch weiterhin von der Grazer Richard-Wagner-Gesellschaft, von der wir uns 1995 abgespaltet haben, ja abspalten mussten, ab. Bei deren letztem Umarmungsversuch in Richtung einer Wiederannäherung habe ich daher darauf Wert gelegt, dass es sich bei der abschließend festgehaltenen Meinung, „wir mögen vielleicht verschiedene Zugänge zur Darstellung auf der Bühne haben, aber uns eint die Fokussierung auf den Komponisten Richard Wagner“, um ein Missverständnis, um einen Trugschluss handelt, weil wir weiterhin nicht im Traum daran denken, uns auf unseren Namensgeber einschränken lassen zu wollen.

So – der Worte sind genug gewechselt, insbesondere für jemanden, dem das übliche trockene und langweilige Programm einer Generalversammlung eher auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Wer Jurist ist, wie es wiederum im „Rosenkavalier“ im herrlichen österreichischen Beamtendeutsch heißt, ist bei den „Formen und Praeskriptionen“besser aufgehoben. Zum Glück müssen wir heute nicht darüber philosophieren, ob die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden eine „Morgengabe“ ist, die vom Wagner Forum Graz an seinen Altvorsitzenden „bestellet und stipuliert zu werden fähig ist“. Darum darf ich diesen Abend nunmehr in wesentlich geeignetere Hände legen und an Michael Schilhan übergeben.

Grußworte von Dr. Günter Riegler
Grazer Stadtrat für Kultur und Finanzen

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Freunde und Mitglieder des Wagner Forum Graz!

Die Teilnahme an der Jubilarfeier des Grazer Wagner Forums erfüllt mich mit besonderer Ehre. In den nunmehr 25 Jahren ist das Forum zu einer unverzichtbaren Kulturvereinigung geworden, deren Einsatz sich insbesondere im Hervorheben der Werke und des Wirkens von Richard Wagner sowie in der ihm wohlgesonnenen Förderung der kulturellen Entwicklung widerspiegelt. Die Nachwuchsförderung und die zahlreichen Stipendien tragen maßgeblich zum Durchbruch junger Künstlerinnen und Künstler bei.

Wagners Werke inspirierten und beeinflussten sowohl zahlreiche Zeitgenossen als auch spätere Komponisten, unter denen Richard Strauss und Gustav Mahler wohl zu den bekanntesten zählen. Nicht zuletzt wurde auch das Wirken des italienischen Komponisten Luigi Dallapiccola nachdrücklich von Wagner geprägt, zumal er gerade im Zuge einer Vorstellung des „Fliegenden Holländers“ im Grazer Opernhaus eine Karriere als Komponist anzustreben begann. Im Dezember 2018 durfte ich auf Initiative des von mir besonders geschätzten Dr. Alexander Singer eine Gedenktafel zu Ehren von Dallapiccola in der Grazer Oper enthüllen. Das Wirken Dallapiccolas, der unter Fachleuten auch als „italienischer Alban Berg“ gehandelt wird, zeigt geradezu beispielhaft die Wichtigkeit des Einflusses von Wagner auf junge Künstlerinnen und Künstler.

Einen besonderen Dank möchte ich Herrn DI Heinz Weyringer aussprechen, welcher das Wagner Forum gegründet und über Jahre hinweg geleitet hat. Auch der von ihm entwickelte Ring Award gilt als Karrieresprungbrett für junge Talente und schafft Bekanntheit weit über die Grenzen Europas hinaus. Den Mitgliedern des Wagner Forums, allen voran dem derzeitigen Leiter Dr. Alexander Singer, darf ich aufs herzlichste für die wundervolle Arbeit gratulieren und wünsche für die weitere Tätigkeit viel Erfolg.

Ihr Günter Riegler

Grußworte von Rainer Fineske, Präsident des Richard-Wagner-Verbandes International e.V.

Sehr geehrte Festgäste, Ehrengäste und Mitglieder des Wagner Forum Graz!

Lieber Heinz Weyringer!

Es ist mir eine ganz besondere Freude, an diesem Festakt am Vorabend anlässlich Deines 80. Geburtstages dabei sein zu dürfen.

Der Anlass ist wahrlich kein geringer, denn hinter Deinem runden Geburtstag steht ein großer Rückblick an Leistungen im beruflichen aber vor allem im kulturellen Bereich der Oper und der Musik zwischen Graz, Berlin und Bayreuth.

Bei meinen Nachforschungen nicht nur über Deine Persönlichkeit, sondern auch über die kulturellen Verbindungen zwischen Graz und Brandenburg, also Berlin, bin ich über ein kleines Kuriosum gestolpert, das unsere Städte seit dem Jahr 1295 verbindet. Es war die Hochzeit des Markgrafen Hermann von Brandenburg mit Anna, der Tochter des Herzogs Albrecht der Steiermark, beschrieben in der steirischen Reimchronik des Ottokar aus der Gaal, bei welcher Spielleute anwesend waren, wie er damals schrieb.

Aber das nur nebenbei, als kleiner Einstieg zu diesem besonderen Anlass.

Du, lieber Heinz, bist nicht nur der Gründer des Wagner Forum Graz, sondern auch dessen ehemaliger Vorsitzender, der das Amt 23 Jahre von der Gründung im Jahr 1995 bis 2018 geführt, aber vor allem mit Leben erfüllt hast.

Der Gründung des Wagner Forum Graz vorausgegangen war eine für Dich und viele Deiner Freunde mehr als schwierige und für die Grazer Kultur problematische Situation.

Die österreichische Richard-Wagner-Gesellschaft Graz druckte im Sommer 1994 u.a. einen unkommentierten Artikel von Joseph Goebbels ab. In dieser politisch völlig vertrackten Situation gelang es Dir, mit Unterstützung vieler Persönlichkeiten aus der Grazer Kultur einen Neuanfang zu starten, indem Ihr gemeinsam ein völlig neues und unabhängiges Vereinsleben gegründet habt, das Wagner Forum Graz, einen aufgeschlossenen, der Gegenwart und Zukunft zugewandten Verband, der zahlreiche Strömungen des Kulturlebens in sich aufnahm und bis in die aktuelle Gegenwart aufnimmt.

Gegründet habt Ihr Euch, daran sei kurz erinnert, im Januar 1995 im Spiegelfoyer des Grazer Opernhauses in Anwesenheit des Leiters der Bayreuther Festspiele Wolfgang Wagner und seiner Ehefrau Gudrun sowie des Internationalen Präsidenten Josef Lienhart und von Honoratioren der öffentlichen Körperschaften und Kulturinstitutionen des Landes und der Stadt.

Dank Deines großen Engagements und Deines beruflichen Umstiegs in die nationale und internationale Kulturszene gelang es Dir und Deinem Wagner Forum Graz 1997, mit dem Ring Award einen internationalen Musiktheaterwettbewerb ins Leben zu rufen, der sein Augenmerk, im Gegensatz zu anderen ähnlichen Wettbewerben, auf die Regiearbeit und auf die Bühnengestaltung richtet.

Er ist nach wie vor die weltweit einzige Institution ihrer Art und bietet jungen Nachwuchskünstlern und -künstlerinnen eine professionelle Plattform für praxisnahes Arbeiten, um deren Vorstellungen vom heutigen Musiktheater ein internationales Echo zu verschaffen. An dieser Stelle seien für die jüngste Zeit zum einen der Regisseur Tobias Kratzer erwähnt, der einen großen Erfolg an der Deutschen Oper Berlin mit dem „Zwerg“ von Alexander von Zemlinsky und ebenfalls 2019 einen grandiosen Erfolg mit seinem „Tannhäuser“ von Richard Wagner in Bayreuth feiern konnte, und zum anderen der aus der Praxis des Ring Award preisgekrönt hervorgegangene Valentin Schwarz, der seine Arbeit zum „Ring des Nibelungen“ in diesem Jahr in Bayreuth vorstellen wird, wir dürfen gespannt sein.

Ein absoluter und fulminanter Höhepunkt fand dann im Jahre 2014 statt, als Ihr die weite Welt der Wagner-Freunde zum jährlichen internationalen Richard-Wagner-Kongress in das schöne Graz mit einer „Lohengrin“-Aufführung am zweitgrößten Opernhaus Österreichs einludet.

Ein kleines Bonmot sei von mir dazu angemerkt: Es gab am Vorabend eben nicht „Das Rheingold“ von Richard Wagner, sondern die Operette „Zum Weißen Rössl“ von Ralph Benatzky – ein großartiges und vom eingebundenen Publikum begeistert aufgenommenes Erlebnis mit allem Drum und Dran. 

Hunderte von Wagner-Freunden waren in die Stadt gekommen, nicht nur um den Kongress mit seinen Regularien und seinem Beiprogramm durchzuführen, sondern auch gleichzeitig das Finale des Ring Award, des internationalen Wettbewerbes für Regie und Bühnengestaltung mitzuerleben.

Meine Damen und Herren,

lassen Sie mich nur kurz einige Punkte dieser wundervollen Tage in Erinnerung rufen!

Programmauftakt war die Eröffnung der Ausstellung „Ehrt die deutschen Meister: Richard Wagner und Graz“ im GrazMuseum, die einen Blick in die Geschichte warf und – wie es sein soll – auch Fragen für die Zukunft aufwarf und ansprach.

Der eigentliche Auftakt, die festliche Eröffnung des Kongresses, fand im opulenten Stefaniensaal statt. Du, lieber Heinz, empfingst als Vorsitzender des Wagner Forum Graz und Intendant des Ring Award die Wagnerianer auf das Vortrefflichste.

Und was wäre ein Vorsitzender in dem Moment ohne seine Frau Claudia und seine Tochter Laura Theres gewesen, die uns Festgäste mit so viel Charme und Esprit auf der großen Freitreppe empfingen und durch den glänzenden Abend geleiteten!

Junge, talentierte Musiker begleiteten den Abend mit klassischen und außergewöhnlichen neuen Kompositionen.

Graz blickt mit einem Richard-Wagner-Verband auf eine lange und große Tradition zurück. Bereits im Jahre 1873 gründete sich zwei Jahre nach Wien der Grazer Richard- Wagner-Vereindessen Nachfolgevereinigung seit 1950 die Österreichische Richard-Wagner-Gesellschaft, Sitz Grazwar. Seit 1995 besteht nun daneben das durch eine Abspaltung entstandene Wagner Forum Graz. Ich persönlich würde es nicht als Abspaltung, sondern vielmehr als Weiterentwicklung betrachten, ganz im Sinne Richard Wagners, der eben wie Du, lieber Heinz, nicht mit dem Erreichten im künstlerischen Sinn zufrieden war, auch mit der Bayreuther Entwicklung nicht. Daher würde ich auch bei Dir den oft verwendeten und vielleicht ein wenig abgenutzten Begriff im positivsten Sinne zitieren: 

„Kinder, schafft Neues!“

Durch Deine über 25-jährige Tätigkeit, davon 23 Jahre als Vorsitzender des Wagner Forum Graz, können wir heute auch sagen, dass diese Stadt nicht nur eine Pensionistenstadt der k. u. k. Monarchie war, wie sie ein Kritiker einmal etwas zynisch beschrieben hatte, sondern hier lebten und wirkten große Dirigenten wie Karl Böhm, der in Graz geboren wurde, und Robert Stolz.

Ebenfalls in Graz geboren ist die berühmte Sängerin Hertha Töpper. Sie wirkte bei den ersten Bayreuther Festspielen nach dem 2. Weltkrieg im Jahre 1951 im „Ring des Nibelungen“ in den Hauptpartien Fricka und Sieglinde mit und feiert in diesem April ihren 96. Geburtstag. Was uns an dieser Stelle wieder zu Richard Wagner zurückführt, ist die Tatsache, dass in St. Georgen in der Steiermark Amalie Materna geboren wurde und in Graz in vielen Partien ihre Karriere begonnen hat. Sie ist natürlich vor allem für uns Wagnerfreunde von Bedeutung, weil sie 1876 die erste Brünnhilde in Bayreuth kreierte und dort 1882 die erste Kundry gestaltete.

Du bist also im Bereich der Kultur und im Sinne Richard Wagners ein Bürger dieser Stadt, die sich mit Fug und Recht als eine Stadt der Gegenwart und der Zukunft sehen darf. Dir, lieber Heinz, wünsche ich von Herzen noch viele Jahre Deines enthusiastischen und positiven Engagements für uns im Richard-Wagner-Verband International und für diese so aktive Stadt der Kultur und der Intellektualität.

Festansprache von Altbürgermeister Alfred Stingl

Sehr geehrte Damen und Herren!

Sehr geehrter Herr Präsident des Richard-Wagner-Verbandes International, Herr Rainer Fineske!

Lieber Ehrenvorsitzender des Wagner Forum Graz, DI Heinz Weyringer, und verehrte Gattin Claudia!

Liebe Mitglieder und Freunde unseres Wagner Forums!

Heute ist ein denkwürdiger Tag, der erfreulicherweise auch in den Medien einen starken Widerhall findet. Dieser Tag trägt mit der Präsentation der Erfolge des Wagner Forums wesentlich dazu bei zu erkennen, wie diese Vereinigung das kulturelle Profil der Stadt Graz, des Landes Steiermark und vor allem auch unserer Grazer Theater nicht nur stärkt, sondern Ausblicke auf die Zukunft möglich macht. Da meine ich zum Beispiel, wie offensiv mit dem Ring Award junge Menschen, junge Kulturschaffende die Fenster in die Zukunft öffnen.

Lieber Heinz, lieber Prof. Dr. Walter Bernhart – euch beiden kommt in erster Linie Dank und Beifall zu. Dass es gelungen ist, vor allem die künstlerische Empathie junger Menschen für die reichhaltige Welt des Theaters zu wecken. Ich hoffe sagen zu dürfen, dass das Wagner Forum anlässlich des Jubiläums – vor allem auch mit dem Ring Award – der Stadt Graz und der Steiermark ein starkes Profil gibt.

Mit dem Wagner Forum wurden in den letzten 25 Jahren auch Werthaltungen für die Zukunft gefestigt. Gedankenfreiheit und künstlerische Freiheit, also Demokratie und Menschenrechte auch für die Kultur. Wir zeigen der Öffentlichkeit, dass das Wort „Keine Kultur ohne Menschenrechte und keine Menschenrechte ohne Kultur“ Wahrheit und Hoffnung in sich birgt. Bewusst sage ich das in einer Zeit, die im Umbruch ist: Globalisierung, ein fragiles Europa, grauenhafte Menschenrechtsverletzungen, kriegerisches Handeln, sinnloses Aufrüsten, Todesopfer durch diplomatische Unfähigkeit, Waffenlieferungen statt Hunger zu stillen, Gleichgültigkeit gegenüber schuldlosen Opfern – Kinder, Frauen, alte Menschen – und letztlich keine globale Übereinstimmung für den Klimaschutz.

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich bin dem Wagner Forum dankbar, denn ich durfte immer wieder mitwirken. Ich habe nicht nur Heinz Weyringer und Walter Bernhart mit ihren Gedanken und den Sorgen einer zielführenden Organisation (vor allem auch was die Finanzierung betrifft) miterlebt. Der Ring Award hat europaweit ein künstlerisches internationales Potential entwickelt. Auch das war für den Ruf unserer Theater sowie für den Ruf der Stadt Graz als 1. Europäische Kulturhauptstadt wesentlich. Nicht vergessen möchte ich, dass es das Wagner Forum war, das anlässlich der Fertigstellung der neuen Synagoge im Jahre 2000 im Minoritensaal ein Gedenkkonzert mit einem sinnerfüllenden Programm, das die Menschen berührte, sehr positiv angesprochen hat. Damit ist auch der negative Mythos von Graz als „Stadt der Volkserhebung“ in die Geschichte gesunken. Es war auch ein Zeichen nach Bayreuth zur Geschichte des Hauses Wagner ab 1933.

Wenn wir heute sagen, das Wagner Forum hat ein Stück Kulturgeschichte geschrieben, dann sollte man – ausgehend von heute – die Inhalte in die Zukunft mitnehmen. Unser derzeitiger Vorsitzender Dr. Alexander Singer hat mir dankenswerterweise für die heutige Jubiläumsveranstaltung einen beachtlichen Gesamtüberblick der Geschichte des Wagner Forums überreicht. Dieser Bericht ist sicherlich bei Herrn Dr. Singer über sein Büro zu bekommen.

Einige besondere Gesichtspunkte darf ich hervorheben.

2013: Gedenken an den 200. Geburtstag von Richard Wagner. „Lohengrin-Tage“ prägten den Veranstaltungsrahmen. Besonders hervorhebenswert war, dass unsere Oper ihre Saison 2013/14 mit „Lohengrin“ eröffnete, in Erinnerung an die Eröffnung des Hauses am Ring im Jahr 1899 mit diesem Werk Wagners. Weimar, die Uraufführungsstadt des „Lohengrin“, hat im Rahmen der „Lohengrin-Tage“ 2013 eine Ausstellung nach Graz gebracht, die von der Leiterin des Kunstfestes Weimar, Nike Wagner, gestaltet wurde. Unter anderem sollte die Ausstellung Geheimnisse des „Schwans“ lüften.

Nunmehr sind wir in der Gegenwart angekommen: 2018 waren die Wagner-Tage für und von Richard Strauss geprägt. Die österreichische Erstaufführung der „Salome“ 1906 an der Grazer Oper stand Pate für die unterschiedlichsten Zugänge und Interpretationen.

Ein besonderer Schwerpunkt in den 25 Jahren des Wagner Forums waren die Internationalen Wettbewerbe für Regie und Bühnengestaltung, der Ring Award. Es war und ist dies eine weltweit wirksame Kulturinitiative, gemeinsam mit den Bühnen Graz und unterstützt vom Land Steiermark und der Stadt Graz, die es in dieser Form der Nachwuchsförderung nur in Graz gibt. Das Wagner Forum hat dieses Projekt in seine Mitte genommen und sagt heute schlicht und einfach: „Danke, lieber Heinz Weyringer, für Deine Mission und für Deine Durchsetzungskraft.“

Zur Bilanz dieses Projektes darf Folgendes gesagt werden:

Waren 1997 noch 30 Teams mit 66 TeilnehmerInnen aus 11 Nationen beteiligt, so gab es von Wettbewerb zu Wettbewerb konstant Steigerungen bis zu 2020 bei 126 Teams mit 326 TeilnehmerInnen aus 32 Nationen aus allen fünf Kontinenten.

Das Finale des Ring Award 2014 fand im Rahmen des in Graz abgehaltenen Kongresses des Richard-Wagner-Verbandes International statt.

Auch die Grazer Wagner-Tage schrieben ein Stück Operngeschichte.

1996   „Der fliegende Holländer“, verbunden mit einem Schüler-Plakat-Wettbewerb und im Next Liberty einer Uraufführung der Rockoperette „Der fliegende Highlander“

1997   „Tristan und Isolde“, verbunden mit der Uraufführung von Jörg-Martin Willnauers „Richard Wagner trifft Eric Satie“

1998   Neuproduktion von „Moses und Aron“

2000   „Götterdämmerung“ als Abschluss der Neuinszenierung des gesamten „Rings des Nibelungen“

2001   Die Beendigung der Intendanz Dr. Gerhard Brunner war der Anlass, dass die Bühnen Graz mit dem Wagner Forum „Verdi-Tage“ durchführten.

2003   Neueinstudierung von „Peter Grimes“ mit Chefdirigent Philipp Jordan.

Walter Bernhart moderierte ein interessantes und gelungenes Konzert unter dem Motto „Benjamin Britten in seiner Landschaft“.

2007   Premiere von Peter Konwitschnys Inszenierung des „Fliegenden Holländers“

2009   „Die Meistersinger von Nürnberg“ – Beginn der Intendanz von Elisabeth Sobotka

2010   Neuproduktion der „Frau ohne Schatten“

2012   „Puccini-Tage“ im Musiksalon Erfurt zu „Manon Lescaut“: „Puccini auf den Klangspuren Richard Wagners“

            Erstverleihung des Gerard Mortier Award posthum

2017   Verleihung des zweiten Gerard Mortier Award an Markus Hinterhäuser, mit 200 TeilnehmerInnen, im Rahmen des Ring Award 17. Die wichtigste Botschaft der 89 teilnehmenden Teams: „Gebt den Jungen Chancen“.

Erfreulicherweise konnte einer Reihe von Persönlichkeiten Ehrenringe des Wagner Forums verliehen werden.

Am 24. Jänner 2018 legte DI Heinz Weyringer in harmonischer und sehr menschlicher Weise nach 23 Jahren den Vorsitz im Verein zurück, wobei er sich weiterhin dem Ring Award sowie dem Gerard Mortier Award widmet.

Rechtanwalt Dr. Alexander Singer wurde einstimmig zum neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt. Eine seiner ersten Initiativen war am 14. Dezember 2018 die Anbringung einer Gedenktafel für Luigi Dallapiccola im Galeriefoyer des Opernhauses. Dallapiccola wohnte 1917/18 in Graz und war einer der eindrucksvollsten Komponisten des 20. Jahrhunderts.

Meine Damen und Herren!

Ich danke Ihnen für Ihre Geduld und Aufmerksamkeit. Nochmals Dank an unseren Vorsitzenden Dr. Singer für die Überlassung des von Walter Bernhart zusammengestellten Datenmaterials.

Sehr geehrtes Duo Weyringer / Bernhart – Ihr seid ein Fundament, auf dem das Wagner Forum stand und steht!

Ich hoffe, dass ich – bei gegebener Unvollständigkeit – einigermaßen darstellen konnte, was wir in Graz, was wir in unserem Land haben, eindrucksvoll repräsentiert im Wagner Forum. Künstlerische Werke und Werte, freies Denken für neue Entwicklungen als Grundlagen in einer Jetzt-Zeit, in der es – wie schon erwähnt – große Irritationen gibt und in der wir mit Verantwortung das soziale und kulturelle Menschsein in unserer Stadt leben und in die Zukunft tragen wollen.

Herzlichen Dank.

Dankesworte von Heinz Weyringer

„Euch macht ihr’s leicht, mir macht ihr’s schwer, gebt ihr mir Armen zu viel Ehr.“

(Hans Sachs, „Meistersinger“)

Liebe mich Ehrende, habt Dank!

Noch geht mir die Zahl meines Geburtstages nicht leicht von den Lippen, drum möchte ich etwas zu meinen 4 mal 20 Jahren sagen.

Mit einem 20-Jährigen teile ich den Elan und die Begeisterung, aber auch die oft unüberlegten und undiplomatischen Ausrutscher.

Mit der Zahl 4 teile ich meine persönlichen Lebenssäulen:

• Familie, die mir eine Stütze ist

• Neues, das ich in meinem Tun immer suche und finde

• Leidenschaft und Beharrlichkeit, die mich vieles umsetzen lassen

   und

• Glück, das ich immer hatte

Aber ich bin die 4 mal 20 nicht alleine gewesen, ich hatte viele Helfer, Mitstreiter, Wegbegleiter und Freunde. Ohne die, ohne euch, wäre nichts so, wie es ist.

Dafür bin ich dankbar und es gibt mir Kraft für die nächsten 20 Jahre.

Das Wagner Forum Graz, der Ring Award und auch der Mortier Award waren anfangs kühne Projekte, die nur durch das Zusammenwirken aller gelingen konnten. Dafür ein aufrichtiges Danke!

Viel ist heute schon über die Vergangenheit gesprochen worden, aber auch mit 4 mal 20 muss man nach vorne sehen.

Die Zukunft des Wagner Forum Graz sehe ich mit Freude bei Dir, Alexander, und Deinem Team in allerbesten Händen.

Der Ring Award ist weltweit etabliert und gefragt, auch er wird seinen Weg machen!